Kurzgeschichten

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Die etwas andere Mentalität – Eine Sommergeschichte –

Die etwas andere Mentalität.

von Harry Banaszak

 Blauer konnte der Himmel nicht sein als in Giniginamar, und die Sonne nicht freundlicher, und das Meer überwältigender. Hans K. war Tourist und mit seinem Mietwagen auf Tour. Er hatte den Ort auf dieser Insel nur durch einen Zufall entdeckt.

 Giniginamar, lag am Ende der Straße zwischen zwei Höhen ganz dicht am Wasser. Es gab kein Hotel, nur ein paar einfache weiße Häuser, ein paar Palmen und Büsche und eine Kirche, dann noch eine Gastwirtschaft, wo es guten Fisch zu essen gab, und eine bodega mit zwei Tischen vier Stühlen und einer riesigen Theke.

 In der Bucht von Giniginamar plätscherten kleine Wellen unterhalb der Häuser, die unwahrscheinlich dicht  am Strand standen, so dicht,  als gäbe es hier keine Stürme, keine bedrohliche See. Auf dem kurzen Strand aus Kieselsteinen lagen zwei Fischerboote, daneben aufgetürmte Netze.

Dahinter, auf einem Stuhl, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen haben mochte, saß Pedro, ein alter Mann, der frühere Fischer des Ortes und blinzelte entspannt in die Sonne.

Hans K. war auch schon älter und als Tourist düste er ruhelos, um ja nichts zu versäumen, von einer Ecke der Welt zur anderen. Immer auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten. Schließlich hatte er dafür bezahlt.

 Aber hier auf dieser Insel, an diesem Ort, der außer dieser friedlichen Idylle nichts weiter zu bieten hatte entdeckte er etwas ganz Besonderes;  plötzliche Ruhe, und er fand Zeit den weißen Möwen, die verspielt durch die Lüfte segelten, nach zu blicken.

„Hallo“ sagte Hans K.  „Hola“ antwortete Pedro und er wusste sofort, dass er einen deutschen Urlauber vor sich hatte, und er  freute sich deutsch sprechen zu können, denn  in dieses abgelegene Nest hier verirrten sich nur selten Fremde.

Pedro, der früher auf deutschen Schiffen über die Weltmeere gesegelt war, hatte dabei nicht nur die englische, auch die deutsche Sprache gelernt. So fragte er auf Deutsch, schob seine Mütze aus dem Gesicht und ließ seine lachenden Augen sehen: „Na, wie gefällt das Wetter?“  „Gut, gut“, sagte Hans K. erstaunt, deutsche Laute zu hören.

Die Ruhe, die von diesem alten Dorfbewohner ausging steckte an. Plötzlich  fühlte sich Hans K. entspannt und wusste sofort, dass er die  schönste Enddeckung des Tages gemacht hatte.

 

„Nicht immer umherjagen, besinnlich auf´s Meer gucken, dabei Glück empfinden“, sagte Pedro, als hätte er Hans K´s  innere Wandlung erahnt, „wir haben doch lange genug gearbeitet, nun ist Zeit für die Ruhe.“

 

Hans K. setzte sich neben Pedro auf einen Stein, blickte zu ihm auf und sagte: „Ich weiß, vielleicht lernen wir´s noch. Sie haben recht: Man sollte den Sommer genießen, hier und jetzt.“

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