Durch den Magen geht die Liebe
Durch den Magen geht die Liebe!
Von Harry Banaszak
Frieda gab sich nun schon seit Wochen die allergrößte Mühe, ihrem Bernd die Mahlzeiten so schmackhaft wie nur möglich zu zubereiten; doch es gelang ihr nicht. Auch heute saß er wieder am Tisch und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Dabei hatte sie das Rezept aus dem Kochbuch seiner Mutter, der Seligen, und alles mit guter Butter abgeschmeckt. Und dennoch, Bernd maulte still vor sich hin.
Dabei gingen, als sie sich kennen lernten, Amor die Pfeile aus. So verliebt waren beide. Bernd, ein toller Mann, ledig nicht geschieden und kinderlos. Bei seinem Alter eine Seltenheit. Schließlich war er schon vierzig. Alle Männer, die Frieda in dieser Altersklasse kennengelernt hatte, hatten Verpflichtungen, mußten für Haus und Kinder zahlen. Oft auch noch für die geschiedene Frau.
Bernd hatte einen guten Beruf, das Haus von der Mutter geerbt und ein sonniges Gemüt. Doch der Tot seiner Mutter hatte ihn hilflos gemacht. Niemand umsorgte ihn mehr. Jetzt wollte sich Frieda um ihn kümmern.
„Kannst du gut kochen?“, fragte er sie eines Tages. „Ja“, sagte sie. Wenig später wurde geheiratet.
Und nun diese Enttäuschung. Frieda verzweifelte. Kein Gericht, das sie auf den Tisch stellte schmeckte ihm. Frieda traf beim Kochen einfach nicht den Geschmack mit dem ihn seine Mutter, die Selige, meistens verwöhnte.
Bei Frieda´s Essen fehlte immer das gewisse Etwas. Das hatte Folgen, Bernd wurde von Tag zu Tag mürrischer und Frieda immer unglücklicher.
Bis eines Tages, durch puren Zufall, sich alles ändern sollte.
Eine Nachbarin hatte sie zur Mittagszeit, an der Tür, mit einem Nachbarschaftsplausch aufgehalten und Frieda ganz vergessen lassen, daß die Suppe auf dem Feuer stand. Erst als es aus der Küche nach angebranntem Essen roch, eilte sie zurück zum Herd.
Oh Schreck, die Erbsen waren angebrannt und in zehn Minuten würde Bernd in der Tür erscheinen. Was tun? Nicht, daß sie Angst hatte. Bernd war sowieso mit ihrer Kochkunst unzufrieden. Aber angebrannte Erbsen waren nun wirklich kein Grund zur Freude. Frieda versuchte zu retten, was zu retten war. Gerade als sie die Suppe umgetopft hatte kam Bernd.
Obwohl Frieda gelassen diesem Augenblick entgegen sehen wollte, weiteten sich bei seinem Anblick erschreckt ihre Augen und der heiße Topf drohte ihr aus der Hand zu fallen.
Ein Donnerwetter erwartend blickte sie zu ihm auf. Doch stattdessen, als er schnuppernd den „nicht alltäglichen“ Geruch der Suppe durch die Nase zog, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht und er sagte: „Na, ich wußte es, Frieda, du kriegst das hin, jetzt wird alles wieder gut, endlich duftet dein Essen nach dem Gewürz, so wie bei Muttern, der Seligen.“
Ende