Von Seejungfrauen, Knoblauchpillen und Rheumasalbe.
Von Seejungfrauen, Knoblauchpillen und Rheumasalbe.
Alt werden, dabei gesund und beweglich bleiben. Das ist der Traum aller Menschen! Und, obwohl ich nicht mehr zu den Jüngsten zähle, brauche ich keinen Gehstock, keine Stütze. Vielleicht wirkten bei mir, altem Seemann, die frische Seeluft Wunder, vielleicht auch nur der Traum von den kleinen Seejungfrauen, dazu die Knoblauchpillen?
Die meisten meiner Mitmenschen geben sich mit Wenigem nicht zufrieden. Sie experimentieren mit tausend anderen Mittelchen, um beweglich und jung zu bleiben. Auch in speziellen Bädern soll man dem Alter davon schwimmen können und von Anti-Aging-Therapien, von Wellnes erzählt man.
Das Angebot an Möglichkeiten frisch und knackig zu bleiben ist verwirrend.
Eigentlich könnten die Menschen es viel einfacher haben. Warum forscht man im Zeitalter des Computers nicht an dem weiter, was Lucas Cranach d.Ä. entdeckt hatte?
Lucas Cranach d. Ä. war Zeitzeuge des Brunnens der ewigen Jugend. Er dokumentierte den Prozess des Jungwerdens, skizzierte und malte ihn, weil um 1546 das Photographieren noch nicht erfunden war.
Lucas Cranach d. Ä. wollte alles über den damals in Mode gekommenen Jungbrunnen wissen, deshalb mischte er sich bewaffnet mit Pinsel, Farben und Maltafel unter die herrschaftlichen Diener auf der Seite des Brunnens, aus dem nach dem Bade die wieder jung und schön gewordenen Alten entstiegen.
Dort verbarg er sich hinter nahe Büsche und hielt mit dem Pinsel das Wunder des Jungbrunnens auf Lindenholz fest. So schuf er ein wichtiges Dokument für die Nachwelt, das noch heute in der Berliner Gemälde Galerie zu besichtigen ist.
Über den Ort, wo dieses Wunder geschah, hüllte er sich in Schweigen. Auch über die Badeordnung der damaligen Zeit berichtete er nicht.
Deshalb ist auch heute die Frage nicht geklärt, wie oft man in seinem Leben, durch das Verjüngungsbad waten durfte und, ob das von der Krankenkasse bezahlt wurde.
Schon vor Lucas Cranach dem Älteren gab es eine Zeit, da wurde über den Ort dieses Wellnesszenters viel spekuliert.
Im Jahre 1513, glaubte man endlich die Stätte des Bades zu kennen. Man sprach von der Insel Bimini, die zu einer Inselgruppe der Bahamas gehört. Der spanische Konquistador Juan Ponce de León wollte es genauer wissen und suchte im selben Jahr auf seiner Expedition nach Florida, die Insel Bimini auf und durchforschte das Eiland nach dem Brunnen. Zu seinem Leidwesen ohne Erfolg.
Vielleicht hatte er die falsche Karte, oder er hätte woanders suchen müssen.
Vor 37 Jahren, genau 427 Jahre nach der Dokumentation des Brunnens der ewigen Jugend durch Lucas Cranach d.Ä., fuhr ich als Matrose der T/T „Esso Hamburg“ auf den Reisen zwischen der Karibik und Staaten Ostküste an dieser Inselgruppe North- und South Bimini nördlich der Bahamas vorbei. Immer, wenn wir sie passierten, hielt ich scharf nach diesem Brunnen Ausschau. Eine verjüngende Quelle und Bad aber, war nicht zu entdecken. Vielleicht lag das Bad von Palmen und Bergen gut abgeschirmt, verborgen.
Denn auch heute frage ich mich: Warum lebten und leben so viele Reiche und vor allem Schöne dort?
Aber nun in echt, die richtige Position des Wunderbades, wo letztendlich die Pforten des Jungbrunnens geöffnet waren, die hatte Lucas Cranach d.Ä. nicht verraten. Diesen Ort kennt bis zum heutigen Tage, trotz intensiven Nachforschungen, offiziell kein Mensch.
Und, vielleicht ist das gut so.
Obwohl wir uns ewige Jugend, Schönheit und Gesundheit wünschen, genau wie Liebe, Nähe und Geborgenheit.
Wir Menschen haben es nicht leicht. Die ersten Panikattacken überkommen uns bereits im fortgeschrittenem Alter von Mitte Vierzig, wenn die ersten Lachfältchen das Gesicht erobern und einige graue Härchen die Krone des Hauptes verunzieren. Dann überlegen wir ernsthaft, wie diese Zeichen des Alterns zu stoppen sind.
Vor dreißig Jahren geriet auch ich in Schrecken, es hatte mich erwischt. Ein gleichaltriger Freund hatte gelesen, dass Knoblauch ein Bestandteil des Rezepts aus dem Jungbrunnen des sechszehnten Jahrhunderts sei, und helfe adoleszent zu bleiben. Er riet, um mich zu beruhigen: „Iss Knoblauch roh, gekocht, gequetscht, gerieben und auch in Pillenform, vielleicht hilft´s und vergiss die Meerjungfrauen nicht.“ Sein Rat war mir Befehl.
Inzwischen bin ein etwas älterer Springinsfeld von 79 Jahren geworden. Nun, ich will ehrlich sein: „Ganz so doll ist das mit dem Springen nun doch nicht mehr. Ein paar Zipperlein. quälen auch mich.“
Wenn mich auch der Traum von hübschen Meermaids, dazu der Knoblauch, die Rheumasalbe, Latschen Kiefer Balsam, und verschiedene Salben im Kampf gegen das unvermeidliche Altern unterstützen, und den Herstellern und dem Vertrieb ihre Umsätze zu steigern hilft, humpele ich manchmal, trotz allem, vom Hausarzt zur Apotheke weiter zum Orthopäden, dann zum Urologen und danach wieder zu meinem Hausarzt, um mich über meine Gesundheit zu beklagen. Dann bekomme ich zu hören: „Sie sind nicht krank, mein Lieber, sie sind alt, na ja, sagen wir es so: Nicht alt, nur eben, schon etwas älter.“
Das macht mich zufrieden, eigentlich wollte ich nichts anderes hören und bin mit mir und der Welt wieder im Reinen.
So genieße ich nach 55 Arbeitsjahren mein Leben lustig und in Freuden, zwischen Träumen, Knoblauchpillen und der Rheumasalbe, und das, hoffentlich noch recht lange. Zum Ärger meiner Rentenkasse.
Geschichte hat mir gefallen. Mache weiter so.
Gruss Peter.
Lieber Peter, ich habe weiter gemacht. Das Resultat ist ein Buch mit dem Titel: „Abenteuer See“. Spannende Kapitänsgeschichten.
Es erscheint im Steffen Verlag: http://www.steffen-verlag.de und ist ab Mai 2011 im Buchhandel erhältlich.
Diese Geschichte beschreibt das Leben so, wie es manchmal ist, wunderbar!
Gruß E.B.